Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Unfallchirurgie und Geriatrie – das Alterstrauma Zentrum im Marienhospital
Unfallereignisse haben einen Schwerpunkt im fortgeschrittenen Alter. Dabei ist Stolpern und Stürzen die häufigste Unfallursache. Fast ein Drittel der über 65-jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr, von den über 80-jährigen sind es über 40%. Wenn zusätzlich zu einer erhöhten Sturzgefahr (Krankheiten, Medikamente, verminderte Sehfähigkeit usw.) noch eine Osteoporose vorhanden ist – was bei jeder 3. Frau und jedem 5. Mann über 50 Jahren der Fall ist – und sich dadurch eine herabgesetzte mechanische Widerstandsfähigkeit des Knochens ergibt – dann besteht ein erhöhtes Knochenbruchrisiko. Da sowohl die Sturzhäufigkeit als auch die Erkrankung an Osteoporose mit dem Alter zunehmen, kommt es mit zunehmenden Alter zu einem enormen Anstieg des Knochenbruchrisikos.
Von besonderer Bedeutung sind die osteoporose-assoziierten Frakturen bei Frauen und Männern, die mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden sind. So führt ein hüftgelenksnaher Oberschenkelbruch (häufig ein Oberschenkelhalsbruch) in 25% der Fälle binnen eines Jahres zum Tode. Darüber hinaus kommt es nach Knochenbrüchen im Alter meist zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität mit Schmerzen und funktionellen Einschränkungen, die häufig zu Hilfs- und Pflegebedürftigkeit führen. Ursächlich für diese schlechten Behandlungsergebnisse älterer Patienten mit Knochenbrüchen sind deren weiteren Erkrankungen im Rahmen der meist bestehenden Multimorbidität (z. B. Diabetes mellitus, Herzschwäche, Bluthochdruck, Mangelernährung, Demenz, Durchblutungsstörungen).
Nach Kreislaufsystem und Neubildungen sind Knochenbrüche und Verletzungen bei Betagten nach Stürzen die häufigste Diagnosegruppe für eine Krankenhausaufnahme. Experten gehen davon aus, dass sich auf Grund des demografischen Wandels die Zahl der Unfälle mit Verletzungen Älterer in den kommenden 20 Jahren verdoppeln bis verdreifachen wird. Die schlechte Prognose der sogenannten „Altersfrakturen“ erfordern neue Versorgungsstrukturen. Im Wissen um die Zusammenhänge von frühzeitigem Operationszeitpunkt gerade für den schwerstkranken alten Menschen, frühzeitig einsetzender, multidisziplinärer geriatrischer Rehabilitation und der Wiedererlangung der Mobilität und sozialer Integration, müssen die Kompetenzen unfallchirurgischer und geriatrischer Akutversorgung sowie altersgerechten Rehabilitation gebündelt und zur Behandlung des geriatrischen traumatologischen Patienten interdisziplinär zusammengeführt werden.
Wir sind zertifiziert:
Ein unabhängiges Zertifizierungsverfahren für Unfallchirurgie und Geriatrie, das insbesondere die Anwendung wissenschaftlich fundierter Behandlungspfade und eine sehr enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Unfallchirurgie und Geriatrie fordert, haben wir durchlaufen. Die medizinischen und sozialen Bedürfnisse älterer Verletzter stehen dabei im Vordergrund. Eine erfolgreiche Zertifizierung als AltersTraumaZentrum setzt die Erfassung von Kennzahlen voraus, insbesondere solchen zur vergleichenden Bewertung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität.
Ziel der fachübergreifenden Zusammenarbeit im Alterstraumatologischen Zentrum im Marienhospital ist die Selbstständigkeit des betagten Patienten zu erhalten. Auch bei unfallchirurgischen Maßnahmen sollte die Rückkehr in die häusliche Umgebung ermöglicht werden. Zumindest sollte die Lebensqualität soweit wie möglich wieder hergestellt werden. Mit der Einrichtung des Alterstraumatologischen Zentrums wird das Marienhospital den heute vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen in der erfolgreichen Unfallversorgung betagter Patienten gerecht.
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Daniel Schmitz - Leiter des AltersTraumaZentrums im MHB - berichtet über neueste Behandlungserfolge:
Case-Report 1
106-jährige Patientin überlebt Oberschenkelhalsbruch
und Covid-19-Infektion
ATZ- Informationen 12/2021
Unfälle in Herbst und Winter
Warum ein zertifiziertes AltersTraumaZentrum für die Behandlung von Verletzungen
im Alter ausgezeichnet ist ...